Bekleidungs- und Frisurenmode

Die Entwicklung historischer Epochen lassen sich sehr gut an der Bekleidungs- und Frisurenmode ablesen - so auch die verschiedenen Zeitströmungen des Barock. Auch der Mensch der frühen Neuzeit kleidete sich so, wie er sich fühlte, bzw. gemäß dem Zeitgeist. In anderen Bereichen der Kulturgeschichte vollzogen sich Änderungen meist allmählich. In der Mode dagegen schlugen Wechsel immer wieder spontan und plötzlich durch, meist angeregt durch berühmte Persönlichkeiten. Die Mode des Barock wurde hauptsächlich von den großen europäischen Höfen beeinflusst.

Innerhalb des Oberbegriffs „Barock“ findet man verschiedene, bisweilen gegenläufige Strömungen.

Der spanischen Mode der Renaissance folgte zu Beginn des "Barock" die holländisch-flämische Mode. Aus den runden spanischen Halskrausen wurden ausladende Spitzenkragen - sowohl bei den Damen, als auch bei den Herren. Spitze war damals hochmodern - sogar die gewöhnlichen Soldaten des 30-jährigen Krieges trugen sie im Feld. Die ansonsten dominierende Farbe war schwarz. Dazu trug man sehr große breitkrempige Hüte.

In den 1660er Jahren setzte sich bei den Herren eine neue Richtung durch: Sie nannte sich Rheingrafen-Mode. Wie noch bei der vorhergehenden "spanischen Mode" trugen die Herren weite, pluderige Hosen, die nun aber Hosenrockform annahmen. Zunächst trug man darüber einen weiten, rund geschnittenen Überwurfmantel; später setzte sich der Kasak durch, der jackenartige "Rock" des Herrn. Sehr typisch für die Rheingrafen-Zeit sind Bänder und Schleifchen. Manche 'Cavaliere' überhäuften sich damit - woran Anstoß genommen wurde. Die Mode wurde allgemein farbenfreudiger. Die Männerhaare trug man damals lang - die Perücke war noch nicht in Mode. Die Kleider der Damen fielen, wie zuvor, bis knapp über den Boden oder berührten diesen. Besonders auffällig war um die Mitte des 17.  Jahrhunderts der breit umgeschlagene Saum im Dekolleté-Bereich. Sehr verbreitet waren eng anliegende Halsketten, meist aus Perlen. Das Haar der Dame wurde streng nach hinten frisiert, wo es dann oftmals in üppigen Locken herabfiel.

Ab dem Hochbarock wurde die Mode hauptsächlich von Frankreich bestimmt. In den 80er Jahren kam hier eine elegantere Richtung auf. Der Herr trug nun einen Justaucorps (frz: eng am Körper), einen taillierten Überrock, der den Kasak verdrängte. Die Hutkrempe wurde an drei Seiten hoch geschlagen (Dreispitz). Enger war nun auch die Kniebundhose - Culottes genannt - die von dem Gewickel der Strümpfe, im Saumbereich des Knies, ein kleines Stück überdeckt wurde. Strümpfe waren in dieser Zeit (um 1700) farbig und zwar in allen Farben, die jeweils zur Aufmachung passten. Man kleidete sich Ton in Ton: z.B. mit braunem Juste-au-coprs, brauner Hose und braunen Strümpfen. Ansonsten beschränkte man sich zumeist auf Zweifarbigkeit. Mit Zierrat hielt man sich nun zurück. Spitze setzte man dezent ein. Die Cravatte, Halstuch des Herrn, bestand zumindest teilweise aus Spitze. An den Ärmeln seines Hemdes befand sich oft ebenfalls etwas eingekräuselte Spitze. Wer es sich leisten konnte, gestaltete den Juste-au-corps betont prächtig. Hierfür nahm man edle Stoffe, die mit Gold- oder Silberstickereien veredelt wurden. Maßlos war die Zahl der Knöpfe: Über dreißig solcher Prunkstücke waren bei einem Juste-au-corps durchaus normal. Wer hier noch eins drauf zu setzen wünschte, ließ alle seine Knöpfe mit Edelsteinen versehen. Unter dem Juste-au-corps trug der Herr die 'Veste'. Hier waren die Knöpfe kleiner - dafür standen sie umso enger, zumal auch die Veste in aller Regel bis auf Handbreite oberhalb des Knies endete. Der Juste-au-corps war hinten geschlitzt und der Degen ragte heraus. Der üppig in Falten gelegte Saum des Cavalier-Rockes war seitlich geschlitzt. Hier schaute der Griff des Degens hervor. Alle diese drei Schlitze waren mit zahlreichen Knöpfen versehen. Zudem befanden sich an den Manschetten und aufgenähten Taschen zahlreiche Knöpfe.

Die Dame kleidete sich um 1700 entsprechend dem Anlass: Ging sie aus, schnürte sie sich kräftig ein, um eine schmale Taille zu zeigen. Unter dem eigentlichen Kleid trug sie ein steifes und etwas weites Unterkleid, das im Dekolleté-Bereich rund und betont weit ausgeschnitten war. Dort war die Seide in einem schmalen Streifen rund herum eingekräuselt, oder es war ein Streifen von Spitze angenäht - was dann aus dem Überkleid dezent herausschaute. Das Unterkleid war ebenfalls im Ellenbogen eingekräuselt, wo Spitze oder Seide reichlich aus dem Ärmel des Überkleides heraus sahen. Für die ganz große Robe trug die Dame über dem Überkleid ein weiteres Überkleid: den Manteau. Dieser Manteau ist im Hüftbereich angerafft, um dann als Schleppe weit nach hinten zu fallen. Davon schleifte mindestens ein halber Meter hinter der Dame auf dem Boden - um sich damit fortzubewegen, klemmte sie sich diese Schleppe einfach unter dem Arm.

In deutschen Landen beliebt war auch die schlichte, einfarbige englische Mode - davon zeugen Portraits einiger Fürstinnen. Die Kleider waren vorn oft vom Ausschnitt bis zur Hüfte geschlitzt und wurden zusammengehalten von kostbaren Spangen-Knöpfen. Viele waren sogar von der Schulter bis an die Ellenbogen geschlitzt. Diese Kleider ohne Manteau waren von schlichter Eleganz. Die Frisur wurde relativ einfach dazu getragen: vorne in die Stirn toupiert, hinten hoch gesteckt, um dann häufig in zwei langen, auf einem Lockenstab aufgedrehten Spiralen auf die Schulter zu hängen. Zum Manteau war dagegen eine aufwändige Frisur üblich. Sie wurde mit Draht arrangiert und oft gehörte dazu eine Fontagne, meist eine mit Spitze verzierte Leinenhaube. Am Hals verzichtete die Dame meist auf Schmuck, dafür wurden Perlenketten in die Frisur eingearbeitet. Der Herr trug um 1700 eine Perücke mit Allongen. Diese war naturhaarfarben und reichlich schulterlang.

In Polen entwickelte sich in der Barockzeit das Sarmatentum, das seinen Ausdruck auch in der Kleidung fand. Der polnische Adelige trug der osmanischen Mode entsprechend einen langen, reich bestickten Mantel, den er mit einem Kontusch umgürtete. Dazu trug er meist rote oder gelbe Lederstiefel und eine Mütze aus Bärenfell, den eine Fasanenfeder schmückte. Typisch war auch der lange Oberlippenbart.

Aufgrund des enormen Volumen und der Stoffmenge, welche die Kleidung des Barock hervorbrachte, trugen adlige Damen wie Herren unter ihrer Kleidung, manchmal auch in den Perücken, vermehrt so genannte Flohfallen.

 

 

 

Mode am Hof Ludwig XIV

 

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